Es ist nicht leicht Erwin Stein zu charakterisieren, denn seine Arbeitsgebiete waren vielfältig und äußerst verschieden. Da gab es den erfolgreichen Hochschullehrer Prof. Stein, der eine ganze Generation von Bauingenieuren in der Mechanik ausgebildet hat und der national und international vielfach wegen seiner wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet wurde. Daneben begleitete Erwin Stein als Bau- und Prüfingenieur der großen Bauten im Raum Hannover. Und dann gab es noch den Ausstellungsmacher und Leibnizforscher, mit der von ihm entworfenen und kuratierten Leibnizausstellung. Die Facetten seines Schaffens und seine Interessen waren so umfangreich, dass hier nur Ausschnitte beleuchtet werden sollen, die die GAMM betreffen.
Erwin Stein hat sich unermüdlich für die Zusammenarbeit von Kollegen der Mechanik und der Mathematik eingesetzt. Das begann bereits mit dem leider früh verstorbenen Kollegen Werner aus der Mathematik Ende der 70iger Jahre, wo viele gemeinsame Seminare stattfanden. So war es nur zwangsläufig, dass sich eines von Erwin Stein’s frühen DFG-Projekten mit „a posteriori“ Fehlerschätzern für Platten beschäftigte und von zwei Doktoranden – einer aus der Mathematik und einer aus dem Ingenieurwesen – bearbeitet wurde. Erwin Stein hat die enge Zusammenarbeit der Mechanik und der Mathematik immer gefördert und so später den Fachausschuss „Diskretisierende Methoden in der Festkörpermechanik“ gegründet, aus dem heraus auch eine richtungsweisende Forschergruppe entstand, an welcher Mathematiker und Mechaniker im gleichen Maße beteiligt waren. Darüber hinaus hat er einen GAMM Ausschuss zur Didaktik in der Mechanik ins Leben gerufen, in dem eine Denkschrift im Jahre 1999 verfasst wurde, um einer Reduzierung der Lehre im Fach Mechanik im Rahmen der Bachelor- Masterausbildung zuvor zu kommen.
Auch in den Gremien der GAMM hat sich Erwin Stein engagiert und war Mitglied im Vorstandsrat der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik.
Die von ihm in 1990 ausgerichtete GAMM Tagung in Hannover nahm Erwin Stein zum Anlass, eine Ausstellung zum Werk von Leibniz auszurichten, der von 1676 bis zu seinem Tod 1716 in Hannover wirkte. Seine eigenen Forschungen zu Leibniz waren sicher auch die Triebfeder, die zu seinem Vorschlag führte, die Sektion „Geschichte der Mechanik“ in den GAMM Tagungen aufzunehmen. Hier hat er sich in der Organisation aber auch durch eigene Vorträge – sogar noch auf der letzten GAMM-Tagung 2018 in München – sehr stark engagiert.
Dieses unermüdliche Einsetzen für die Belange der GAMM auf unterschiedlichen Ebenen führte dazu, dass ihn die GAMM im Jahre 2011 zum Ehrenmitglied ernannte.
Die GAMM hat mit Erwin Stein einen Förderer und kritischen Geist verloren, der sich unermüdlich für die Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Mechanik eingesetzt hat.
Wir werden ihn wegen seiner Forschungen, seiner engagierten Vorträge und regen Diskussionsbeiträge und als manchmal auch unbequemen Geist in bleibender Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Hannover, im Juli 2019
Peter Wriggers