Herr Professor Dr.-Ing. Hartmut Bremer ist am 6. Dezember 2018 nach einer längeren und schweren Krankheit verstorben. Die wissenschaftliche Gemeinschaft, besonders diejenige der Mechanik, verliert mit ihm einen hochkarätigen und international anerkannten Vertreter unseres Faches.
Herr Bremer wurde 1945 in Dobbertin, Mecklenburg, geboren und absolvierte eine Ausbildung, die ihn in den unmittelbaren Nachkriegsjahren quer durch Deutschland führte: Schulen an der Leine und der Saar, französisches Gymnasium in Saarbrücken, Internat in Holstein und dann schließlich Hotelfachschule am Tegernsee; viele Aufenthalte in Spanien, aus familiären Gründen, was alles zusammen seine ohnehin gegebene sprachliche Begabung nachhaltig beförderte. Schließlich entschloss er sich zu einem Maschinenbaustudium in München, wurde Student und Assistent bei Professor Magnus und ab 1982 bei Professor Pfeiffer.
Er war Hotelkaufmann, Diplomingenieur und Doktoringenieur im Maschinenbau und schließlich Ordinarius für Robotik in Linz, ein Hintergrund, der zu der außergewöhnlichen Persönlichkeit des Hartmut Bremer passte. Er war ein sehr humorvoller Mensch, ein Mensch mit vielen Ideen, mit sehr vielen Talenten und mit einigen Leidenschaften, und damit ein lebendiger, ein lebensvoller Mensch. Wie schon erwähnt, Sprachen und Bildung, seine engen Beziehungen nach Spanien und Frankreich, seine langen Aufenthalte im spanischen Familienbesitz, all dies ist Hartmut Bremer. Als Kollege stets liebenswert, kooperativ, hilfreich und verbindlich, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner gestandenen Meinung bei fachlichen und außerfachlichen Fragen.
Hartmut Bremer war ein Meister von noch so schwierigen Formulierungen, und er war ein großer Meister in der Kunst, mit Hilfe von nie langweiligen Vorlesungen sein Anliegen einem wie auch immer gearteten Auditorium nahe zu bringen, lebendig, oft humorvoll, dennoch immer präzise und mit unnachahmlicher Perfektion, sicherlich auch das ein Einfluss seines Lehrers Kurt Magnus. So war es denn auch sein Markenzeichen: fachliche Sauberkeit und Präzision, ohne Wenn und Aber, vor dem Hintergrund eines umfassenden Wissens der mechanischen Grundlagen und ihrer originären Quellen, der alten Meister, deren mechanisches Verständnis auch heute noch großen Respekt und großes Erstaunen abverlangt. Nicht per Zufall hat Hartmut Bremer sein berühmtes Methodendreieck entwickelt, als überzeugendes Instrument der tieferen Einsicht in die Gesetze der Mechanik und ihrer Gründerväter. Vielleicht sollte es einmal mit seiner Mehrkörpergleichung auch namentlich ergänzt werden.
Mit Hartmut Bremer ist ein großer und liebenswerter Kollege unseres Faches von uns gegangen. Er hat die Mechanik mit seinen Beiträgen zur Mehrkörperdynamik ohne jeden Zweifel nicht nur befruchtet, sondern auch signifikant vorangebracht. Sein Name und seine Bücher werden bleiben.
Garching und Linz, im Februar 2019
Friedrich Pfeiffer, Andreas Müller